„Keine Kunst wirkt auf den Menschen so unmittelbar, so tief ein, als die Musik, weil keine uns das wahre Wesen der Welt so tief und unmittelbar erkennen lässt, als diese.“
Musiktherapie
Die Deutsche Musiktherapeutische Gesellschaft (DMtG) über die Musiktherapie und das Berufsbild des Musiktherapeuten:
„Musiktherapie ist der gezielte Einsatz von Musik im Rahmen der therapeutischen Beziehung zur Wiederherstellung, Erhaltung und Förderung seelischer, körperlicher und geistiger Gesundheit.
Musiktherapie ist eine praxisorientierte Wissenschaftsdisziplin, die in enger Wechselwirkung zu verschiedenen Wissenschaftsbereichen steht, insbesondere der Medizin, den Gesellschaftswissenschaften, der Psychologie, der Musikwissenschaft und der Pädagogik.
Der Begriff „Musiktherapie“ ist eine summarische Bezeichnung für unterschiedliche musiktherapeutische Konzeptionen, die ihrem Wesen nach als psychotherapeutisch zu charakterisieren sind, in Abgrenzung zu pharmakologischer und physikalischer Therapie.
Musiktherapeutische Methoden folgen gleichberechtigt tiefenpsychologischen, verhaltenstherapeutisch-lerntheoretischen, systemischen, anthroposophischen und ganzheitlich-humanistischen Ansätzen.“
Quelle: www.musiktherapie.de
Tiefenpsychologisch fundierte Musiktherapie
„You may say I’m a dreamer. But I’m not the only one.
I hope someday you’ll join us, and the world will be as one.“
~ John Lennon ~
Musiktherapeutische Ansätze im tiefenpsychologischen Setting arbeiten vorzugsweise mit der Methode der freien Improvisation.
Aktives musikalisches Tun wird im Sinne des szenischen Verstehens für die Analyse- und Deutungsarbeit von Übertragungs- und Gegenübertragungsprozessen erlebbar und zugänglich gemacht.
Auch rezeptive Methoden (z.Bsp. Das Hören von Musik oder musikalisches Fürspiel) können assoziativen Erfahrungshorizonten einen Rahmen und Erfahrungsraum ermöglichen.
Die therapeutische Beziehung gestaltet sich im gemeinsamen musikalischen Tun und bildet die Basis korrigierender und aufarbeitender Erlebnisse.
Spielen zu können wirkt dabei nicht nur methodisch, sondern gleichermaßen als Intervention.
Viele Eigenschaften neurodivergenter Menschen werden durch diese Form kreativtherapeutischen Zugangs optimal angesprochen:
- assoziativer Denkstil
- hohe analytische Fähigkeiten
- Offenheit und Neugier für neue Erfahrungen
- hohe Kreativität
Musiktherapie im Bereich Geriatrie und Palliative Care
In der musiktherapeutischen Arbeit mit alten Menschen gibt es eine besondere Voraussetzung: Viele Personen der zugehörigen Generation verfügen über ein verinnerlichtes Liedgut, welches nicht von Abbauprozessen der Gedächtnisfunktion betroffen ist. Im Gegenteil bewirkt die Aktivierung dieser Inhalte einen emotionalen Zugang zu bedeutsamen Erinnerungen und Erlebnissen.
Es ist nicht ungewöhnlich, dass selbst beim alltäglichen Verlust des Sprachgebrauchs sich in einzelnen Liedsequenzen Lippenbewegungen zeigen oder ganze Textpassagen mitgesungen werden können.
Die Musik dient in der therapeutischen Arbeit als Medium, ist sozusagen Mittel zum Zweck, um Beziehungserleben und kommunikative Momente hervorzubringen. Therapeutin und Klient.in begegnen sich in einer Art Zwischenraum, indem Unaussprechliches gesagt, Unerträgliches gefühlt und Unbegreifliches existieren darf.
Der Verlust von Fähigkeiten, das Gefühl des Auflösenden sowie Schmerz, Abschied und Trauer.
Neben der Verwendung von konkretem Liedmaterial, gibt es eine Vielzahl an weiteren methodischen Bausteinen, die das musiktherapeutische Setting hergibt. Psychologisch können so verschiedene Aspekte im Ich-Erleben angesprochen werden:
- Sich ausdrücken – es darf gespielt werden
- Gehört werden
- Sich angenommen fühlen
- Sich als Urheber des eigenen Handelns erleben
- Sich verbunden fühlen – im Gegensatz zu Gefühlen der Isolation und Einsamkeit
- Sich gehalten fühlen
Im palliativen Kontext steht das spenden von Trost und die Aufrechterhaltung von Lebensqualität im Vordergrund. Neben medizinisch-technischen Notwendigkeiten kann die Musiktherapie vor allem das Bedürfnis nach Spiritualität und sinnhaftem Erleben begleiten.
Die Angebote finden aufsuchend im Einzel- oder Gruppensetting statt, je nach institutionellen Möglichkeiten und Indikation der Teilnehmenden.